Schwanengesänge | Schubert - Heine - Tschechow
Schwanengesänge | Schubert - Heine - Tschechow
Der Liederzyklus "Schwanengesang" von Franz Schubert ist die letzte von ihm intendierte Liedersammlung, die aber vom Verleger Haslinger zusammengestellt, herausgegeben und betitelt wurde. Sieben Lieder von Ludwig Rellstab, sechs Lieder von Heinrich Heine und ein Lied von J. G. Seidl als Vierzehntes, weil Haslinger äußerst abergläubisch war.
Ein mixtum compositum also; mit einiger Sicherheit hat Schubert nicht vorgehabt, Rellstab und Heine in einem Zyklus unterzubringen, sondern eher an zwei separate Zyklen mit anderen Titeln gedacht. Während die Rellstab-Lieder wie eine reiche Retrospektive anmuten, passiert in dem Heineblock aufregend Neues, Hartes, Kantiges… Ausdrucksgewalt, die weit in die Moderne hinausweist, ein Glücksfall - Goethe am Beginn und Heine am Schluss seines Schaffens - das letzte Lied des Zyklus, was auch wirklich das letzte Lied ist, das Schubert komponiert hat, "Die Taubenpost", ist dann wieder eine Rückschau ins Biedermeier, Romantik pur.
Das brachte uns auf die Idee nach literarischen Schwanengesängen zu suchen, um einerseits die drei unterschiedlichen Stilrichtungen klar zu unterscheiden und andererseits den angedeuteten Weg von der Romantik in die Moderne durch Texte zu verdeutlichen. Wir werden also nach den sieben Rellstabliedern einen Heine-Text vortragen, dessen letzte Werke übrigens durch seinen Verleger wiederum auch als "Schwanengesang" veröffentlicht wurden. Das große Gedicht "Waldeinsamkeit" entstanden in seinen letzten Lebensjahren, als Teilgelähmter in seiner "Matratzengruft" - wie er sein eigenes Krankenlager nannte - geschrieben, ist ein Schwanengesang reinster Prägung.
Und dann, nach den Heine-Gesängen, kommt Tschechows Einakter "Schwanengesang" zu Wort, ein kleines markantes Stück vom Begründer der modernen Dramatik 1887 geschrieben, ein alter Schauspieler denkt über sein Leben nach, ein Atlas wie bei Heine, nur älter und resignierter, erkennt seinen Lebensirrtum, komisch und melancholisch.
Und dann, zum Abschluss "Die Taubenpost", die Ode an die Sehnsucht.
Also: Schwanengesänge - Schubert - Heine - Tschechow.
(G.Heinz)